Späher perfekt optimiert: Takoms Formneuheit BW-Spähpanzer Luchs

Leseprobe: SpPz 2 Luchs A1/A2 I Maßstab 1:35 I Bau mit Verfeinerungen Die Ankündigung eines neuen SpPz 2 Luchs der Bundeswehr stimmte optimistisch, CAD-Bilder versprachen eine detaillierte Miniatur. Beim Bau der Neuheit gilt es allerdings einiges zu beachten.
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Wer sich für Spähpanzer der Bundeswehr interessiert, kommt um den Luchs von Takom kaum herum zumal das in die Jahre gekommene Revell-Modell einige Schwächen bereithält. Und da mich alles interessiert, was so an Bundeswehr-Bausätzen auf dem Markt erscheint, kam auch ich nicht an dieser interessanten Bausatz-Neuheit vorbei. In der opulenten Schachtel findet sich eine größere Anzahl Spritzlinge, welche die Verpackung aber lange nicht ausfüllen. Ober- und Unterwanne sind in stimmiger Optik jeweils einteilig ausgeführt. Der Großteil der Bauteile ist dem Fahrwerk mit vier Achsen, diversen Antriebswellen und Lenkhebeln vorbehalten. Eine doppelte Anzahl von Gummireifen mit zwei unterschiedlichen Profiltypen liegt bei, um vorbildgerecht der jeweiligen Ausführung A1 oder A2 das richtige Schuhwerk aufzuziehen. Die Detaillierung ist auf den ersten Blick recht gut, wobei mir die A1-Bereifung etwas besser gefällt. Klarteile für Winkelspiegel und Fahrleuchten liegen ebenso bei wie ein kleiner Bogen mit Ätzteilen. Der ist mit einer grünen Oberfläche versehen, was sicherlich der Anhaftung von Farbe zugute kommt. Ein kleines Heftchen als Bauanleitung, dazu Decals und farbig gedruckte Mehrseitenansichten für vier Fahrzeuge (mit MIG Jimenez erarbeitet), runden den Kit ab.

Aufwendiges Fahrwerk

Mit den ersten Baustufen wird man gleich ins kalte Wasser gestoßen. Die Anleitung ist zwar umfangreich, jedoch teilweise undeutlich und lässt Fragen offen. So zum Beispiel, ob die Achsen beweglich gebaut werden können (eine klare Aussage fehlt). Nach Fertigstellung bin ich der Meinung, es ist möglich. Da mir dies zum Beginn nicht offensichtlich war entschied ich mich, alle Räder in Geradeausfahrt zu verkleben.

Das Desaster

Die Achsen nach Bauplan zusammenzubauen, war noch recht einfach. Ich begann mit den Hinterachsen (immer noch mit dem Gedanken, vielleicht die Vorderachsen eingeschlagen darzustellen). Bei der Auswahl der Elemente für Vorder- und Hinterachsen muss man in der Anleitung etwas genauer hinschauen, um zu erkennen, in welcher Lage die Wanne gezeichnet ist. Zuerst verklebte ich die Pendelaufnahmen der Schraubenfedern und die Stoßdämpfer an den Wannenseiten. Hier war es nicht ein was jedoch wichtig ist, da sich hier entscheidet, ob alle Räder plan auf dem Boden stehen, was unbedingt der Fall sein soll. An den Achsen sind noch diverse Achshebel anzubringen, welche die Achsen am Original in Position halten. Die beiliegenden Metall-Schraubenfedern wirken optisch besser als massiv in Kunststoff gespritzte Konstruktionen. Das Verkleben mit Sekundenkleber erwies sich aber als fataler Fehler, denn als ich die ersten beiden Achsen einsetzte, erkannte ich, dass die genaue Achsposition ausschließlich über die Verklebung mit den Stoßdämpfern gelingt. Wo die Dämpfer an der Achse verklebt werden sollen, ist im Plan schwammig definiert. Auch lassen sich die Dämpfer quer zur Fahrtrichtung ver- schieben, was sich auf die Position einer Achse in Querrichtung auswirkt.

Fehlerbehebung

Das Tollste aber war, dass ich kurz nach dem Verkleben der Achsen mit den Dämpfern er- kennen musste, dass die (eindeutig zu langen) Federn die Achsen krumm drückten. Das war nicht zu korrigieren, die Schraubenfedern sind einfach zu stark. So blieb mir nur, alles wieder auseinanderzureißen! Gelang mir sonst selten eine gut haftende Verklebung mit Sekundenkleber, war dieses Mal alles anders – es hielt wie verrückt. Wäre mir das vor Jahren passiert, hätte ich mei- nem Unmut freien Lauf gelassen und das Modell der Wertstofftonne übergeben. Im Alter wird man jedoch etwas ruhiger und nach dem gewalttätigen Lösen der Klebeverbindung nahm ich mich des Problems an.

Aus-, Ein- und Neubau 

1. Schön anzusehen sind die leider etwas zu langen Metallschraubenfedern. Zu früh montiert, waren sie später ein Ärgernis   

2. Das Fahrwerk besteht aus einer großen langen Metallschraubenfedern. Zu früh montiert, waren sie später ein Ärgernis Längslenkern. Trotzdem fehlt etwas.

3. Die vorderen und hinteren Längslenker plus Halter sind im Kit nicht vorgesehen! Ersatz: MR-Teile, MS-Rohrmaterial und Draht  

4. Die sauber gegossenen und überarbeiteten Resin-Räder von MR bieten Vinyl-Ersatz und passen tadellos auf die Takom-Achsen

5. Eine Sache der Optik: Das Schwallbrett am Bug ist wie das Original beweglich gestaltet und lässt sich somit auch aufstellen

6. Hier die beiden „Holzkisten“, die von der Truppe auf dem Balkan ergänzt wurden. Sie liegen neben anderem dem MR-Umbausatz bei   

7. Auch die Blende aus Resin kommt von MR, ergänzt mit einem gedrehten Metallrohr. Alle Luken sind auch geöffnet darstellbar

8. Die Gummikappen an den Nebelmittel- Wurfbechern werden von Ketten gehalten, die Modellversion kommt aus der Grabbelkiste

9. Die dem Bausatz beiliegenden Ätzteile kommen werksseitig grün beschichtet. Farbe und Klebstoff halten darauf sehr gut 

Mein erster Entschluss war, die Achsen nun einfach ohne Federn einzubauen. Das funktioniert, da ja die ganzen Quer- und Längs- lenker plus Stoßdämpfer die Achsen in Position halten. Mit einem Stahllineal vermaß und glich ich die Achspositionen an. Dann kürzte ich die Federn mittels Seitenschnei- der auf eine Länge von je elf Millimeter und baute sie, nun ohne Spannung, ein (1).

Bei einem nochmaligen Bau würde ich die Stoßdämpfer mit kleinen Stahlstiften versehen und die Achsen entsprechend aufboh- ren, um deren optimale Positionierung zu erhalten. Nach dieser Aktion dachte ich, die Unterwanne fertig zu haben... dem war aber nicht so. Matthias Roth (MR Modellbau) klärte mich auf, dass Takom bei der Anzahl der Längslenker nur die halbe Arbeit geleistet habe! Es fehlen an der ersten und vierten Achse die Lenker, die diese führen und mit dem Wannenboden verbinden. Ich fertigte neue aus Metalldraht und -rohr (2, 3).  

MR stellte mir freundlicherweise ein kleines Umbau-Set zur Verfügung. Dazu einen überarbeiteten Rädersatz, der auf die Achsen des Takom-Bausatzes passt. Dazu kamen zusätzliche Staukisten. Sie wurden im Kosovo- Einsatz von den Soldaten selbst ergänzt. Das Profil an den MR-Rädern kommt etwas besser heraus als das der Bausatzteile, außer- dem bestehen sie aus Resin (4). In die Unterwanne klebte ich auf der linken Seite noch einen Gerätekasten für die Unter- legkeile ein. Diesen musste ich verspachteln und verschleifen, da relativ große Fugen sichtbar waren. Seitlich der Unterwanne sind am Original Bleche mit Zurrösen aufgeschweißt. Diese sind im Modell schön wiedergegeben brechen aber leicht beim Abtrennen vom Spritzling.  

Das vordere Schwallbrett lässt sich beweglich gestalten (5). Die Kiste aus Resin auf der Motorabdeckung hatte ich zu diesem Zeitpunkt nur provisorisch fixiert und klebte sie erst nach dem Lackieren fest auf (6). Die Luken können offen oder geschlossen dargestellt wer- den, wie auch die Nackenstütze des rückwärtigen Fahrers auf- oder abgeklappt zu fixieren ist. Eine Inneneinrichtung ist nicht vorhanden. Hier wäre Selbstbau angesagt. Im Set von MR findet sich eine schöne überarbeitete Blende mit einem gedrehten Rohr aus Aluminium (7). Die Nebelmittelwurfbecher ergänzte ich mit feinen geätzten Ketten aus meiner Restekiste (8). Zudem kann man Sichtmittel der A1- und A2-Variante auswählen und der Drehring für das MG lässt sich aufgebaut oder auf dem Heckblech verstaut darstellen. Und auch am Turm können bei- de Luken geöffnet dargestellt werden (9). Aus Weichplastik liegt eine Regenabdeckung für den oberen Spalt zwischen Turmgehäuse und Blende bei. Die war bei meinem Bausatz total verzogen und ich ersetzte sie daher durch eine selbstmodellierte aus Zweikomponenten-Spachtel (10).   

10. Die dem Kit beiliegende Abdeckung der Kanonenblende war irreparabel verzogen. Die neue ist aus Zweikomponenten-Spachtel 

11. Auf dem freihändig aufgetragenen Tarn- muster erleichtert eine Lage Klarlack Glanz oder Seidenmatt den Decal-Auftrag

12. Im Kit liegen Decals für je zwei A1- und A2-Luchs bei, dazu zwei DIN-A5-Blätter mit je zwei farbigen Fünf-Seiten-Ansichten  

Klebekanten überarbeiten

In der Oberwanne werden je nach gewünschter Ausführung ein paar Bohrungen von innen durchbrochen. Ober- und Unterwanne verfügen über Nuten und Aufdickungen, um einen korrekten Sitz zu gewährleisten. Dies ist nötig, da am Original die Bleche der Oberwanne leicht aber deutlich sichtbar über die Unterwanne hinausstehen. Leider klappte das Zusammensetzen nicht so richtig, die Verbindung sieht etwas wellig aus. Ich habe versucht, das durch Abschaben und Schleifen in der Unterwanne zu korrigieren – mit nicht hundertprozentigem Erfolg. Werkzeuge und Luftansaugung sind recht schnell montiert. Alle Winkelspiegel des Fahrzeugs erhielten eine Abdeckung aus Ätzteilen, eine Biegehilfe ist nützlich. Gleiches gilt für die beiden geätzten, bogenförmigen Gegenhalter der Motordeckelfixierung.

Die NATO-Tarnlackierung

Bis auf die ersten Exemplare wurden alle Luchs im NATO-Dreifarben-Tarnanstrich ausgeliefert oder umlackiert. Die Fahrzeuge der A2-Variante waren auf jeden Fall so gearnt. Dem Bausatz liegen fünfseitige farbige Fahrzeugansichten als Vorlage bei. Auf Fotos der Originale kann man erkennen, dass sich die Flecken von Fahrzeug zu Fahr- zeug unterscheiden. Das erlaubt etwas Spielraum, man muss nicht ganz so akkurat nach Plan arbeiten. Grundiert wurde in diesem Fall mit Schwarz, nicht mit Grün als Basis. Somit zeigten alle Fugen und Vertiefungen schon eine dunkle Grundfarbe.

Es folgten die Tarnflecken in Lederbraun, freihändig nach Vorlage auflackiert. Abschließend kam die grüne Farbe, welche die braunen und schwarzen Tarnflecken um- schloss. Mit allen drei Farben habe ich Details und Bereiche, die nicht so gefielen, nochmals nachlackiert. Ein glänzender Klarlack bildete danach die Grundlage für die Decals (11). Diese ließen sich problemlos aufbringen und mit Mattlack versiegeln (12, 13).   

13. Nach dem Aufbringen der Decals stand ein Mattlack-Auftrag aus zwei Drittel Klarlack Glanz und einem Drittel Mattlack an 

14. Filter und Washes (hochverdünnte Farben, hier Braun und Grüngrau) lassen sich mit Pinsel oder Airbrush auftragen.

15. Heavy Chipping funktioniert wie die Haarspray-Methode; darauf wurde eine Lage Dark Mud aufgesprüht und bearbeitet.   

16. Mit Pigment Fixer die Fläche anfeuchten und darauf Pigmente streuen. Eine zweite Schicht Fixierer hält die Pigmente fest

17. Worn Effects wirkt ähnlich wie Heavy Chipping. Dadurch lässt sich das aufgespritzte Light Mud wieder teils entfernen

18. Die Firma Wilder liefert ein Produkt zur Darstellung von Dreck-/Schlammspritzern: Brown Mud Spatter/Speckling Effect  

19. Die Räder sollten relativ sauber sein, aber einen benutzten Eindruck hinterlassen. Der Markt bietet dafür viele Produkte

Altern und verschmutzen

Um die Grundfarben besser miteinander harmonieren zu lassen, überzog ich das Modell mittels Pinsel mit zwei Filtern, begin- nend mit Braun, danach Grüngrau mit einer Nacht Trockenzeit dazwischen (14). Wichtig ist, dass sich keine Tropfen oder Farbnasen bilden, da sich dann verstärkt sichtbare Farbpigmente abzeichnen. Da die Spähpanzer im Kosovo hauptsächlich zur Sicherung von Konvois im Einsatz standen, verbietet sich ein großflächiges, starkes „Einsauen“. Schmutz von Straßen oder unbefestigten Wegen war wohl ziemlich das Einzige, was die Fahrzeuge abbekamen. Auch an Roststellen ist nicht zu denken. So begann ich zuerst mit einer Schicht Heavy Chipping, die ich aber nur umlaufend um die Wanne auf Höhe der Seiten auflackierte. Dark Mud spritzte ich auf die komplette Unterseite der Wanne plus wolkig von unten nach oben auf die Seiten und etwas mehr auf Front und Heck. Mit Pinsel und Wasser entfernte ich dann wieder einen Teil des Schlamms (15). Es folgten je eine Schicht Worn Effects und Light Mud. Auch hier ent- fernte ich mittels Wasser und hartem Pinsel einen Teil der Farbschicht.

Zwischendrin Pigmente einsetzen

Auf die Wannenseiten wurden erdbraune Pigmente aufgebracht (16), danach eine zweite Schicht Light Mud, Richtung Fahrzeugheck zunehmend dichter aufgespritzt. Auch diese Schicht trug ich teilweise mit Wasser und Pinsel wieder ab (17). Aus dem Sortiment der Firma Wilder hatte ich mir Sprinkling Mud zugelegt. Die Flüssigkeit lässt sich leicht mittels Pinsel auf- spritzen (etwas Farbe auf einen breiten, groben Pinsel aufnehmen, mit dem Finger darüber streifen – die Farbe spritzt in kleinen Tröpfchen auf das Modell). Das simuliert Dreckspritzer. An meiner Technik werde ich noch etwas arbeiten, aber das Ergebnis sieht gar nicht schlecht aus (18). Es handelt sich übrigens um eine Enamelfarbe, die sich mit Verdünnung entfernen lässt. So kann man auf der Acrylfarbe gut mit Verdünnung „malen“, um etwa mittels Pinsel Streifen und Schlieren darzustellen. Als letzte Farbaufträge standen dann ein dünnes Overspray mit Light Mud und, da Sprinkling Mud leicht glänzend ist, ein Mattlack nur von oben an.

Resin-Räder bemalen

Die Räder sollten einen leicht gealterten und verschmutzten Zustand zeigen. Sie wurden zunächst einmal in Schwarz grundiert. Mittels Kreisschneider schnitt ich mir aus Abdeckfolie entsprechende Schablonen zurecht und spritzte die Felgen in Bronzegrün. Jeder Ölauffüllstopfen bekam einen roten Tupfen aufgepinselt (bei BW-Fahrzeugen sind Ein- und Ablassstellen, bei denen Öl benötigt wird, rot, und Positionen, die mit Fett abgeschmiert werden, gelb markiert). Stark verdünntes Dark Mud malte ich in die Pro- filritzen ein. Die gleichen Washes wie beim Grundfahrzeug (Filter for NATO-Tanks und Wash for Interior von AK interactive) verwendete ich zur Akzentuierung der Felgen. Um den Reifen einen sternenförmig streifigen Look zu verleihen, ließ ich stark flüssiges OIF & OEF Streaking Effects je am Kontakt- punkt zwischen Felge und Reifen einfließen und strich die Farbe sofort im Anschluss mit einem breiten Pinsel von innen nach außen sternförmig ab. Dadurch ergab sich ein leicht streifenförmiges Muster auf den Reifenflanken (19). Abschließend übermalte ich mit AK720 Rubber Tyres das Reifenprofil umlaufend, um der Kontaktfläche zum Boden ein benutztes Aussehen zu verleihen. Zudem brachte ich zur Anpassung noch verdünnte Schlammfarbe in das Reifenprofil ein.

Fazit

Das Resümee fällt etwas zwiespältig aus. Dies ist ein Bausatz, den man vermutlich zweimal bauen sollte. Nicht das erste und letzte Mal, sondern einmal zum Üben und ein zweites Mal, um Bastelspaß zu haben. Vielleicht schafft es Takom aber auch irgendwann, die Anleitung etwas klarer neu zu gestalten und die Kritikpunkte zur Antriebseinheit in eine Überarbeitung der Bausatzteile einfließen zu lassen. Beide, Kit wie auch Modellbauer, hätten es sicher verdient. Nach all der Arbeit muss ich jedoch auch feststellen, dass sich aus dem Bausatz ein imposanter Vertreter bundesdeutscher Wehrtechnik darstellen lässt.   

Text und Bilder: Harald Fitz